Etwas sonderbar war mein Gefühl schon: Das erste Mal eine Kreuzfahrt und dann auch noch mit einem Großsegler ... Ist dies das richtige für mich? Seegang, enge Kabinen, kleines Schiff, immer im Jackett mit Krawatte sein müssen, all dieses waren meine Befürchtungen, also ließ ich mich überraschen und startete das Abenteuer.

VOR DER KREUZFAHRT FLUG UND PICKNICK

Mit dem Flugzeug ging es nach Oslo, wo ich schon am Flughafen erwartet wurde, es folgte eine kurze Stadtrundfahrt und ein Picknick. Leider streikten die Hafenarbeiter in Norwegen, sodass wir mit dem modernen Reisebus nach Schweden fahren mussten, anstatt den Oslofjord zu durchfahren. Dort in Stromstad, einem kleinen Hafen, lag dann also die STAR FLYER. Mit Tender-Booten wurden wir zum Schiff gebracht und nach Erklimmen der Treppe, vom Kapitän, einem deutschen Seebären, persönlich begrüßt.

DAS SCHIFF 'ENTERN'

Weiter ging es gleich in die Open Air Tropical Bar, wo ein Begrüßungscocktail und kleine Happen serviert wurden. Wie nebenbei lief der Check-in und so ging es nach wenigen Momenten auf die Kabine, welche mich sehr positiv überraschte. Ungefähr 12 qm groß, aber alles vorhanden, was man braucht und dank findiger Innenarchitekten, doch nicht beengt. Auch die Nasszelle war pfiffig konstruiert, sodass alles perfekt war. Auf dem Bett lag, wie auch an den folgenden Tagen, eine Art Bordzeitung mit den wichtigsten Informationen zum Liegehafen, den Ausflugsmöglichkeiten, dem Cocktail des Tages und des Zeitablaufes.

DAS AUSLAUFEN IST EIN ERLEBNIS

Kurz vor dem Abendessen, war dann die obligatorische Seenot-Rettungsübung. Zum Abendessen dann die nächste positive Überraschung: extrem freundliches Personal, eine große Auswahl an Speisen für jeden Geschmack und eine Live-Cooking-Station. Lockere Tischordnung, legere Kleidung, so kann man es sich gut gehen lassen. Nach dem Abendessen versammelten wir uns dann alle auf dem Sonnendeck, direkt an der Brücke, zum Auslaufen. Der Kapitän gab den Befehl zum Ankerheben, der Lotse gab den Kurs vor, die ersten Segel wurden gesetzt und dann ging es, zu den Klängen von Vangelis – Conquest of Paradise, dem Titelsong des Christoph Columbus Filmes, durch die Schären in Richtung Sonnenuntergang. Dabei wurden immer mehr Segel gesetzt – andächtiges Schweigen, erhabene Gefühle –, wow!

VIELE MÖGLICHKEITEN AN BORD UND AN LAND

Nachdem wir sehr lange an Deck standen und diese Stimmung genossen, ging es dann wieder an die Tropical Bar, wo bei sanfter Animation, der Abend mit einem Mitternachtssnack endete. Später schaukelte mich leichter, angenehmer Wellengang in den Schlaf. Am nächsten Morgen gab es in der Früh die Auswahl zwischen Frühsport/-gymnastik oder einer warmen Tasse Kaffee oder Tee, mit kleinen Backwaren. Eine schöne Ruhe mit tollen Ausblicken auf das Meer, die Segel und die vorbeiziehende Landschaft. Nach üppigem Frühstück legten wir dann in Lysekil an, beobachtet von vielen Zuschauern an Land - hier können nur kleine Schiffe anlegen und so ist es immer fast eine Art Volksfest - und verließen das Schiff für einen kleinen Stadtrundgang auf eigene Faust, was dank, vom Tourismusbüro, an Bord des Ortes ausgelegten Informationen und Karten kein Problem war.

DIE PREISE AUF DEM SCHIFF SIND MODERAT

Wieder an Bord Entspannung bei einer Massage oder relaxen am Pool, unterbrochen durch leckere Mahlzeiten und Snacks. Alles sehr entspannt und ohne Zwang. Natürlich hätte man auch an dem vielseitigen Wassersportprogramm teilnehmen können - Tauchen, Kajak, Segeln und Banana Boat - oder eines der Deckspiele machen können. Oder sich in das Netz am Bug des Schiffes legen können und das Meer unter sich vorbeirauschen sehen. Alle freuten sich auf das abendliche Auslaufmanöver, welches wirklich süchtig macht, gefolgt vom Abendessen und einer gemütlichen Zeit an der Bar. Dort hatte es übrigens absolut faire Getränkepreise: Bier vom Fass 2,80 €, Mineralwasser ab 1,80 €, Cocktails ab 5,50 €.

FÜR SPORTLICHE GEHT ES IN LUFTIGE HÖHE

Der nächste Tag begann früh morgens. Man stellt sich wirklich den Wecker um diese Momente an Deck erleben zu dürfen, mit dem Einlaufen in den engen Naturhafen von Marstrand, einem beliebten Sommerbadeort der Schweden, mit pittoresker Hafenpromenade. Nach dem Frühstück stand aber für sportliche und mutige Gäste erst einmal die Besteigung des Krähennestes (dem Ausguck am Hauptmast) auf dem Programm. Über wackelige Taue gilt es den Mast zu besteigen, natürlich gut gesichert durch die freundliche Crew. Danach ließen wir uns mit den Tenderbooten, die in regelmäßigem Turnus fuhren zum Hafen übersetzen und besichtigten Marstrand.

HISST DIE SEGEL!

Wieder an Deck dann ein Kapitänscocktail mit interessantem Gespräch. Die Besatzung ist im Übrigen immer ansprechbar und erklärt alles. An diesem Abend durfte dann jeder mit anpacken, als das Hauptsegel beim Auslaufen gehisst wurde. Gemeinsam geht es schneller. Dann leider ein letztes Abendessen und ein nettes Zusammenkommen mit den anderen Gästen, ein internationaler Mix in fast allen Altersklassen (an Bord werden Englisch, Schwedisch, Deutsch und andere Sprachen gesprochen).

DER ABSCHIED FÄLLT SCHWER

Der letzte Tag, das letzte Mal Einlaufen in einen Hafen, dieses mal Göteborg, fast etwas wehmütig beobachtete ich die Abläufe an Bord. Nach dem Frühstück und dem Zahlen der Bordrechnung, hieß es dann Abschied zu nehmen von der STAR FLYER. Eine Stadtrundfahrt, verbunden mit einem Mittagessen, führte zum Flughafen, von wo es wieder nach Hause ging. Übrigens ist die STAR FLYER 115,5 Meter lang, 15 Meter breit, hat Platz für 170 Passagiere bei 74 Mann Besatzung, der Hauptmast des Viermasters ist 63 m hoch, die maximale Segelfläche beträgt unglaubliche 3365 qm, das Baujahr war 1991, vier verwinkelte Decks mit zwei Pools. Ein Großteil der Bereiche ist die meiste Zeit öffentlich zugänglich. Fazit: Ich bin absolut positiv überrascht worden, und war nebenbei selten in so kurzer Zeit so relaxed und ausgeglichen, wie nach dieser Fahrt. Alle meine Vorurteile wurden ausgeräumt und es war bestimmt nicht meine letzte Kreuzfahrt, beziehungsweise ganz sicher nicht das letzte Mal auf einem Segelschiff.

Gerne beantworte ich Ihnen Ihre Fragen zu diesem tollen Schiff oder auch den anderen Schiffen der Star Clipper Flotte - STAR CLIPPER und ROYAL CLIPPER.

Unter Segeln die Schärenküste Schwedens kennenlern

Impressionen vor Ort