Kanada ist mit fast 10 mio qm Fläche nach Russland das zweitgrößte Land der Erde.
Fast 70% davon sind unbewohnt. Das Land besteht aus zehn Provinzen und 3 Territorien. Die einzige Landesgrenze besteht zu den vereinigten Staaten und die Amtssprachen sind englisch und französisch.

Atlantik Kanada setzt sich aus den vier Provinzen New Brunswick, Prince Edward Island, Nova Scotia und Neufundland & Labrador zusammen und ist damit der östlichste Teil des Landes.

Das Canada Specialist Program ist ein Schulungsprogramm der Canadian Toursim Commission um Touristiker am PC per Fernschulung und auch auf Reisen durch Kanada zu schulen. So hatte ich das Glück, im Juni 2010 mit einer kleinen Gruppe Touristiker von Frankfurt aus mit der Iceland Air, mit einem Zwischenstopp in Reykjavik nach Halifax zu fliegen.

Nach 3,5 Stunden Flug erreichen wir den Flughafen Keflavik auf Island. Die Reise findet kurz nach dem nervenaufreibenden Vulkanausbruch des Eyafjallajökull statt!

Auf unserem Flug haben wir auch Prominenz an Bord. Markus Lanz, Moderator und Kerner-Nachfolger fliegt in der Business Class mit!! Nach einer kurzen Pause starten wir zu unserem Weiterflug nach Halifax.

Die Einreiseformalitäten bringen wir schnell hinter uns und nachdem wir alle unsere Koffer haben, fahren wir mit dem Transferbus ins Hilton Garden Inn, unserem ersten Übernachtungshotel. Unsere zwei Guides aus New Brunswick Don und Darrell empfangen uns im Hotel. Wir checken ein und bekommen alle Einzelzimmer, wie nobel.

Um den ersten Abend ausklingen zu lassen, sitzen wir alle am Kamin der Hotellobby und lernen uns etwas besser kennen. Am morgigen Tag werden sich unsere Wege schon wieder trennen. Die eine Hälfte der Gruppe fährt nach New Brunswick und die zweite Hälfte fliegt weiter nach Newfoundland. Auf meiner Tour gibt es eine 50/50 Quote an Männern und Frauen, was in der Touristik höchst selten ist.

Nach einer sehr kurzen Nacht frühstücken wir und nach einem ersten und letzten gemeinsamen Gruppenfoto starten wir auch schon. Unser Weg führt uns Richtung Moncton. Einen kurzen Stopp legen wir am Fort Beausejour ein. Ein altes Fort kurz nach der Grenze zwischen NB und Nova Scotia bietet einen ersten spektakulären Blick.

Nach einer langen Fahrt auf der wir hauptsächlich einen öden Highway und viel Wald sehen kommen wir in Moncton an. In einer Bierkneipe mit eigener Brauerei essen wir zu Mittag. Da wir eine halbe Stunde zu spät sind, ist unser Tisch bereits vergeben. Ein Glück für uns, denn so haben wir die Möglichkeit uns im Außenbereich in der Laube einen netten Platz zu suchen.

Die vor etwa 27 Jahren ausgewanderte Gerlinde aus Hechingen im Schwarzwald hat bis letztes Jahr gemeinsam mit ihrem Mann eine Büffelfarm betrieben. Sie empfängt uns am Rande des Kouchibouguac Nationalpark und wir erleben mit ihr eine Rundtour über die Winterweiden der Büffelfarm, wo wir die stattlichen Tiere beobachten können.

Heute checken wir in der Kouchibouguac Lodge ein. Eine kleine Lodge am Rande des Nationalparks, auch geführt von einem deutschen Auswanderer. Von hier aus fahren wir zum letzten Punkt unseres Tagesplanes. Zur Bärenbeobachtung.

Auf einem Hochsitz mitten im Wald können wir die Fütterung von Schwarzbären beobachten. Eigentlich sollten hier etliche erwachsene Bären und auch Baby-Bären auftauchen. Nur leider nicht heute. Wir sehen nur die großen Bären.

Nach 2 Stunden warten und beobachten ist es dann auch genug und wir werden wieder abgeholt.

Das Abendessen nehmen wir in unserer Lodge ein. Büffelspiesse mit French Fries von der Chefin gekocht.

Unser Weg führt uns zu einer Anlegestelle mitten im Nationalpark. Dort treffen wir auf Victor, nächsten Guide. Eigentlich ist geplant, mit dem Indianer Kanu auf die vor gelagerten Sandbänke zu fahren und die dort lebende Robbenkolonien zu beobachten. Jedoch macht und der starke Wind einen Strich durch die Rechnung und wir können lediglich in der Bucht herumpaddeln.

Da wir nun noch einige Zeit übrig haben, halten wir an einem tollen Sandstrand. Den gibt es hier auch, nicht nur endlose Wälder!

In Bouctouche essen wir in einem kleinen aber feinen Restaurant zu Mittag. Was so manche auf den Teller bekommen sieht merkwürdig aus, schmeckt aber anscheinend gut und ist vor allem typisch aus der Region.

Einen kleinen Zwischenstopp legen wir noch am Irving Eco-Centre ein, bevor es weiter zu Oliviers geht, eine Seifenfabrik mit Museum und Verkauf.

In Shediac angekommen, halten wir zuerst am größten Lobster der Welt, dem Wahrzeichen der Stadt. Ein Gruppenfoto ist hier ein Muss!

Wir übernachten heute im Maison Tait und sind total überwältigt vom Charme dieses B&B. Ein absoluter Geheimtip!

Am Abend geht es auf zur Bay-Cruise mit Lobsteressen. Der Abend wird vom Kapitän zweisprachig in Englisch und Französisch geführt, wir sind in L´Arcadie! Wir helfen dabei Reusen einzuholen und Scheren der Tiere zu sichern. Danach erhalten wir eine detaillierte Beschreibung wie man einen Lobster richtig isst und setzen die Theorie in die Praxis um.

Von Shediac aus fahren wir wieder über Moncton entlang dem Petitcodiac, auch Chocolate River genannt, zu den Hopewell Rocks. Hier hat man den spektakulärsten Blick auf den Gezeiten-Unterschied. Bei Low-Tide kann man zwischen den Felsen spazieren gehen, bei High-Tide kann man mit den Kajaks durch die Felslandschaft fahren. Der maximale Tidenhub liegt bei rund 21 Metern.

Es ist wahnsinnig, wie man den Anstieg sekündlich nachvollziehen kann. Im einen Moment liegt ein Stein noch im Trockenen, im anderen Moment ist er von Wasser verdeckt.
Nach einer weiteren kurzen Fahrt kommen wir am Cape Enrage an, vorbei am Fluss, der in die verkehrte Richtung fließt, wegen der Tide versteht sich. Die Ebben drückt das Wasser den Flusslauf hoch, sodass man meint, der Fluss fließt bergauf.

Ein kleiner Leuchtturm mit einer tollen Aussicht über die Fundy Bay belohnt uns hier. Im Fundy Nationalpark halten wir leider nur zu kurz, um einen Einblick zu bekommen was alles möglich ist und wie wundervoll und vielfältig die Natur hier ist.

Nach einer kleinen Pause geht es weiter ans Ende des Parks zum Fundy Trail Parkway. Es ist ein Privater Park, der ohne staatliche Mittel auskommt. Die Zeit ist so knapp, dass wir befürchten müssen, zu spät zu unserem geplanten Abendessen in einem deutschen Lokal in St. John zu kommen, Wir hatten heute ein straffes Programm mit vielen und langen Strecken.

Plötzlich stoppen wir auf offener Strecke. Eine Elch-Mama mit Jungem kreuzt unseren Weg! Elche sind zwar in Kanada nicht selten, wer jedoch in der bewaldeten Region von New Brunswick eines zu Gesicht bekommt, hat Glück.

Im The Opera essen wir stilvoll zu Abend. Das deutsche Ehepaar ist vor etlichen Jahren nach Canada ausgewandert und kann sich nicht mehr vorstellen nach Deutschland zurückzugehen.

Unsere letzte Nacht in NB verbringen wir im Hilton in St John, direkt an der Waterfront. Unsere Zimmer haben auch alle Blick zum Wasser.

Zum Abschluss in NB fahren wir in den Stadt-Rockwell Park, den größten Stadtpark in Kanada.

Er besteht aus mehreren Seen und mit dem Veranstalter Day Tripping hat man die Möglichkeit sich sportlich im Park zu bewegen. Ob Radfahren, Kajakfahren oder Klettern, die Möglichkeiten sind groß.

Nach einer kurzen Erklärung was Geo-Catching ist, eine Art Schnitzeljagd, suchen wir eine/n Freiwilligen zum Klettern.

An der steilen Felswand, mit Sicherung versteht sich, hochzuklettern, bleibt mir überlassen. Eine ganz schön große Herausforderung für Nicht-Trainierte.
Den inneren Schweinehund schaffe ich zu überwinden und habe hinterher ganz schön zittrige Knie. Und einen Muskelkater der die restliche Reise andauert…

Eine kurze Fahrt durch die bessere Wohngegend von St. John, ein kurzer Tankstop und ab geht die Fahrt Richtung Confederation Bridge und somit nach PEI.
An der dortigen Raststätte vor der Brücke warten unser neuer Guide Grant und der Busfahrer Pierre auf uns.

Nachdem wir Don und Darrell in den letzten Tag recht gern gewonnen haben, ist es schwer sich an die zwei Neuen zu gewöhnen. Aber das wird schon werden...
Kaum über der Brücke fängt es auch schon an zu regnen... kein gutes Omen?

Auf dem Weg nach Charlottetown halten wir bei Cows, Der Eisfirma in Kanada! Sie werben sogar mit dem Slogan Das beste Eis von Kanada. Neben der Eis- und Käseproduktion gibt es auch T-Shirts mit lustigen Motiven. Eine Kostprobe vom Eis gibt es natürlich auch noch... mmmmhhhh ist das lecker!

Das Great George ist unsere, zugegebenermaßen wieder einmal noble Adresse für die nächsten drei Nächte. Im DZ mit Sabine und mir klappt das ganz gut. Im Gladdagh Ouster House essen wir heute Austern und a la Carte. Der Tag ist heute früh zu Ende, es sind halt doch recht anstrengende Tage.

Das Frühstück im The Great George ist etwas anders. In der wohnzimmer-ähnlichen Lobby sitzt man auf gemütlichen Sofas, es bekommt jeder ein kleines Holztischchen vor sich gestellt und man kann sich aus dem recht kleinen Buffet etwas aussuchen.

Mit deutscher Pünktlichkeit fahren wir exakt um 9 Uhr vomHotel ab zum Greenwich National Park. Es wartet eine ca. 1,5-stündige Wanderung durch den Dünenpark. Man glaubt es kaum, wir dürfen uns bewegen...

An einem Waldstück entlang und auch hindurch gelangen wir zu einen kleinen See und von dort über eine Brücke direkt zum Dünenstrand. Es pfeift ein starker Wind und so bekommen wir heute noch ein gratis Peeling verabreicht.

Die geplante Bootstour für den Nachmittag fällt dem starken Wind zum Opfer. Dafür machen wir einen kleinen Abstecher auf einen Golfplatz und fragen uns, wie man bei diesen Windverhältnissen überhaupt einen Ball in die richtige Richtung schlagen kann.

Zurück in der Stadt haben wir ganze 3 Stunden Freizeit. Zeit zum Shoppen. Nur leider ist es mit guten Möglichkeiten nicht so weit hin.

Die Shopping-Mall entpuppt sich als wenig lohnenswert. Also machen wir uns auf Richtung Bay und kramen durch die dortigen Touristengeschäfte und finden tatsächlich einige lohnenswerte Mitbringsel für unsere Lieben zu Hause und auch für uns.

Im Lobster on the Warf essen wir heute zu Abend. Mal wieder gibt es a la carte und zur Vorspeise eine Auswahl an Mies- und Venusmuscheln.

Heute ist ein wirklicher Aktivtag geplant. Wir fahren in Zweier-Kajaks etwa 2 Stunden über einen Fluss entlang bis zur Mündung. Es macht erstaunlich viel Spaß und wir sind jeweils gute Teams. Je näher wir dem Meer kommen umso windiger wird es und wir müssen uns richtig ins Zeug legen.

Das Mittagsprogramm wird genauso aktiv wie das am morgen. Wir sind auf dem Homestead Trail unterwegs. Die große Runde ist ca. 9 km lang, die Abkürzung 6 km. Man fühlt sich hier fast auf einen Wanderweg im Schwarzwald versetzt, nur das Meeresrauschen erinnert uns daran wo wir wirklich sind. Wir sind sehr flott unterwegs, was zum Teil auch daran liegt, dass es hier sehr viele, sehr aggressive Mücken gibt. Nur gut, dass einige von uns Mückensprays dabei haben, die im Bus auf uns warten..

Auf dem Rückweg fahren wir noch zum Museum von Anne of Green Gables. Es steht eigentlich nicht auf dem Programm, aber wenn wir schon mal da sind, lassen wir uns dieses Highlight nicht entgehen. Wer kenn nicht die kleine rothaarige Anne, die adoptiert wird und das Leben ihrer Adoptiveltern bereichert…

Einen kleinen Rundgang durch das Haus und durch die Lovers Lane und schon geht es auch wieder zurück zum Hotel.

Unseren letzten Abend verbringen wir in einem Pub in der Stadt. Ein leckeres Abendessen und zum Abschluss setzten wir uns alle noch einmal zusammen und die letzten Tage Revue passieren zu lassen.

Wir checken aus dem Great George aus und starten auch heute pünktlich um 9 Uhr. Unser letzter Tag auf PEI und Atlantic Canada...

Ein kleines Freilichtmuseum, das Orwell Village steht als erster Tagespunkt auf dem Programm. Das Leben anno 1890. Eigentlich haben wir so etwas in Deutschland ja auch, und das mit einer viel älteren Geschichte. Aber mit welchem Stolz es die Arcadier präsentieren ist total toll! Im Krämerladen gibt es sogar Porzellan aus Deutschland.

In Nova Scotia angekommen geht die Fahrt fast endlos entlang einem langweiligen Highway, links und rechts mal wieder nur Bäume! Aber leider endet die Fahrt doch. Am Flughafen Halifax angekommen verabschieden wir uns von unserem Duo aus PEI.

Als Scherz sagen wir Grant noch, dass wir vielleicht gleich nochmal anrufen falls wir es uns anders überlegen und nicht nach Hause fliegen...

Zum Check-In stellen wir uns am Schalter der Iceland Air an. Und dann kommt der Schock: 3 von uns 6 bekommen einen Sitzplatz SBY! Standby! Als die andere Gruppe endlich ankommt gibt es auch da nichts Besseres zu vermelden. Es haben nur 2 von 6 einen Sitzplatz und die anderen stehen auch auf der Standby-Liste!

Standby bedeutet, dass die Maschine überbucht ist und man nur mitkommt, wenn noch ein Platz frei bleibt! Bis kurz vor dem Abflug ist immer noch nicht klar, ob alle mit nach Hause fliegen... Banges Warten... und dann: Erleichterung denn alle von uns haben einen Sitzplatz! Wir sitzen im ganzen Flieger verteilt, aber wir sitzen!

Am Flughafen Frankfurt kommt dann der große Abschied! Unsere Wege trennen sich. Eine geniale Woche mit ganz lieben Menschen und netten Guides aus L´Arcadie geht zu Ende. Der Wunsch nach „mehr“ Kanada treibt den ein oder anderen von uns bestimmt bald wieder Richtung Westen.

In der Atlantik Kanada Region findet man nicht wie im restlichen Kanada imposante Bergwelten, Skiregionen oder große Städte. Es ist eine Region, die im Kleinen sehr viel Weite und Natur und viele kleinen Höhepunkte bietet. Die recht kurze Flugdauer ist zudem ein positives Argument für einen Besuch dieser Region.

Die Iceland Air ist die nationale Fluggesellschaft Islands, die Europa und Nordamerika mit dem Drehkreuz Island verbindet. Es werden Getränke kostenfrei, Mahlzeiten jedoch gegen Gebühr angeboten.

Atlantik Kanada

Impressionen vor Ort