Neuseeland war für mich viele Jahre lang ein magischer, fast schon unwirklicher Ort. Wortwörtlich am anderen Ende der Welt gelegen, zwei Flugstunden vom nächsten Festland entfernt, zählt es zu den letzten Regionen, die von der Menschheit entdeckt wurden. Diese lange geografische Isolation hat eine Natur hervorgebracht, die ebenso vielfältig wie einzigartig ist – und genau das hat mich über ein Jahrzehnt lang fasziniert.
Die Bilder, die ich mit Neuseeland verband, stammten aus Filmen mit epischen Soundtracks: endlose, saftig-grüne Wiesen, schroffe Berghänge, dramatische Küstenlinien, brodelnde Vulkanlandschaften, kristallklare Seen, mächtige Flüsse – und immer wieder der Ozean, nie wirklich weit entfernt.
All das liegt in Neuseeland überraschend nah beieinander. Nach vier Monaten mehr Work als Travel, sollte sich das nun ändern und wir starteten von Blenheim aus zu einem vierwöchigen Roadtrip über die Südinsel.
Kaikoura ist eine kleine Küstenstadt, die sich schmal zwischen Meer und Gebirge erstreckt. Mehrere Wal- und Delfinarten, darunter Pottwale, sind hier das ganze Jahr beheimatet, auch majestätische Albatrosse kann man auf den geführten Touren beobachten. In einer Halbtagestour lässt es sich zudem einmal um die vorgelagerte Halbinsel wandern, wo sich mit etwas Glück Seebären oder Pinguine beobachten lassen. Als besonderes Highlight führt der Weg zudem über eine private Kuhweide.
Nach einem mehrtägigen Stopp in Christchurch führte der Weg von der Küste Richtung Inland. Lake Tekapo und Lake Pukaki leuchten, von mineralreichem Gletscherwasser gespeist, in einem beinahe unwirklich hellen Türkis. Eine Unterscheidung zwischen Wasser und Himmel wäre wohl kaum möglich, würden sich nicht das beeindruckende Panorama der Southern Alps dazwischen erheben. Vom Südufer des Pukaki erhält man einen ersten Blick auf Mount Cook, Neuseelands höchsten Berg.
Noch näher kommt man ihm auf dem Hooker Valley Track, einem etwa fünf Kilometer langen Wanderweg, der über Schotterpfade, Moorflächen und drei Hängebrücken zum Hooker Lake führt. Selbst im Sommer treiben hier kleine Eisberge auf der Wasseroberfläche.
Milford Sound zählt zu den regenreichsten Orten der Erde. An über 200 Tagen pro Jahr fällt hier Regen und verwandelt die steilen Berghänge des Fjords in unzählige Wasserfälle. Eine Bootstour im Milford Sound lohnt sich jedoch bei jedem Wetter. An sonnigen Tagen ist der Blick bis zur Tasmanischen See spektakulär, die Guides erzählen Legenden der Maori zur Entstehung des Sounds, und an einem der wenigen Tage, wo man sich die Gewässer mit einem Kreuzfahrtschiff der Holland America Line teilt, wird einem erst richtig bewusst, wie gigantisch die umgebenden Berge wirklich sind.
Die Ostküste der Südinsel lädt zum Wandern und Entdecken ein. Ob Gipfelbesteigungen, kilometerlange Pfade entlang schwarzsandiger Strände oder ein Spaziergang durch verwunschene Schluchten – landschaftliche Highlights reihen sich hier nahtlos aneinander. Doch auch das Abenteurer-Herz schlägt hier höher, etwa bei einem Flug auf einen der Gletscher, oder auf einer der mehrtätigen Wanderungen.
Auch die Nordküste darf nicht fehlen: Nelson, bekannt als die Stadt mit den meisten Sonnenstunden in Neuseeland, ist charmant, entspannt und idealer Ausgangspunkt für Touren in den Abel-Tasman-Nationalpark. Dieser punktet mit goldgelben Sandstränden, türkisfarbenem Wasser und dichten, grünen Wäldern. Wer wandern, Kajak fahren oder einfach die Ruhe genießen möchte, findet hier den perfekten Ort.
Neuseeland bietet eine außergewöhnliche Vielfalt auf kleinstem Raum. Ob Abenteuerlust, Naturverbundenheit oder Ruhe und Entschleunigung: Hier findet jeder etwas, das das Herz höherschlagen lässt. Wer bereit ist, sich auf die weite Reise einzulassen, wird mit Eindrücken belohnt, die lange nachklingen.