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Armenien, Paradies zwischen Kaukasus und Orient
Märchen aus dreitausendundeinem Jahr
„Bari Lujs!“ begrüßt uns Reiseleiter Yasha mit einem Lächeln in der Stimme. Es heißt auf Armenisch „Guten Morgen“, wörtlich übersetzt bedeutet es „Gutes Licht!“. Eine wunderbare Art, den Tag zu beginnen; und das Licht an diesem Oktobermorgen in Yerevan ist auch wirklich überwältigend. Das Klima in Armenien ist kontinental, im Sommer kann es sehr heiß werden, im Winter sehr kalt. Die besten Reisemonate liegen deshalb im Frühling und im Herbst.
Ein azurblauer Himmel lässt die beiden schneeweißen Gipfel des Ararat in der Ferne noch strahlender und majestätischer erscheinen als am Tag zuvor. Denn am ersten Tag unserer Reise lässt sich die Sonne nicht sehen im Land der Steine. Beim Besuch des Genozid-Denkmals fängt der Himmel heftig an zu weinen, irgendwie passt das Wetter zu den Erinnerungen das geschehen am Ende des 1.Weltkriegs.
Wie wenig weiß man doch in unserer westlichen Welt von dem kleinen Land südlich des Kaukasus, das um 80 v. Chr. ein großes Weltreich war vom Mittelmeer bis zum Kaspischen Meer. Die Städte Palmyra, Damaskus und Antiochia gehörten genauso dazu wie die Flüsse Euphrat, Tigris und Arax, der Vansee und natürlich der heilige Berg Ararat. Auf dessen 5165m hohem Gipfel strandete einst Noah mit seiner Arche nach der großen Sintflut und pflanzte an den Berghängen den ersten Weinstock. In dem überaus fruchtbaren Tal des Ararat, das sehr gut das biblische Paradies gewesen sein könnte, gibt es schon aus der Bronzezeit Funde von Keramik, Waffen und großen Steinstelen, außerdem fand man Spuren von uralten Weinkeltermethoden und den ältesten Lederschuh der Welt. Im 9. Jahrhundert entstand das Reich Urartu, das 2 Jahrhunderte lang eine unglaubliche Blütezeit erlebte mit florierender Landwirtschaft, durchdachten Bewässerungssystemen (die heute noch genutzt werden!) und massiven Festungsanlagen. Doch das reiche Land war für alle umliegenden Völker zu jeder Zeit begehrenswert. Die Urartäer wurden wieder ausgelöscht, was übrigblieb, wird ab dieser Zeit wohl als „Armenier“ erwähnt. Und dieses kleine indogermanische Volk musste seine Identität, seine Kultur und Sprache, ständig vor Fremdherrschaft, Verfolgung und Zerstörung retten. In das zwischen Römern und Persern aufgeriebene Land brachten Mönche und Nonnen das Christentum und dank Grigor, dem Erleuchter, wurde es im 3. Jahrhundert nach Christus zur Staatsreligion erklärt. Bis heute ist die Armenisch Apostolisch Orthodoxe Kirche mit dem Sitz des Katholikos in Etschmiatsin das religiöse Zentrum des Landes. Die Armenier haben eine sehr ausgeprägte Religiosität. Selbst die Generation, die in der atheistischen Sowjetrepublik Armenien nach dem 2. Weltkrieg geboren ist, und die jungen modernen Menschen der unabhängigen Republik Armenien, stehen respektvoll zu ihrer Kirche, die viel für das Volk und für die Erhaltung von Sprache, Kultur und Literatur getan hat. Seit die Angriffe von außen durch turkmenische Stämme, arabische Seldschuken und die Osmanen mehr und mehr zu Glaubenskriegen der Muslime gegen die Christen wurden, setzte im armenischen Volk eine Diaspora ein, die noch immer anhält. Armenische Gemeinden gibt es überall auf der Welt, von Amerika über Europa bis Asien und Australien, doch von der Ferne halten sie den Kontakt und bewahren ihre Identität, nicht zuletzt durch das Wirken der Kirche. Seit April 2018 gibt es für das Volk einen neuen Hoffnungsschimmer. Mit einer friedlichen Revolution hat man einen demokratischen Präsidenten durchgesetzt, der es vielleicht schaffen kann, die Korruption, die Macht der Oligarchen, zu brechen und das Land in eine bessere Zukunft zu führen. Allerdings ist im Moment von dem großen Weltreich nur das kleine Herzstück, das armenische Hochland um den Sevansee und die Hauptstadt Yerevan übrig. Aserbaidjan hat sich den südwestlichen Teil, Nachitschevan, gesichert und erhebt Anspruch auf das Filetstück Berg-Karabach. Und was richtig weh tat: Lenin schenkte der Türkei das Gebiet der Sowjetrepublik Armenien, auf dem der heilige Berg Ararat steht.
Wenn man von Yerevan nach Süden fährt, hat man die beiden Gipfel des Ararat immer im Blick. Das Kloster Chor Virap liegt direkt an der türkischen Grenze und der Berg ist zum Greifen nah. Der Fluss Arax bildet hier die Grenze und man blickt sehnsüchtig über die grünen Felder und Bäume hinüber. Armenier dürfen bis heute den Berg nicht besteigen.
Weiter nach Süden kommt man durch eine tiefe Schlucht zum Kloster Noravankh, wo die Fürstenfamilie Orbeljan im 13. und 14 Jahrhundert eine wunderschöne Kirche und eine mehrgeschossige Mausoleumskirche erbauen ließ. Warum nur wundert es uns gar nicht, dass trotz der unwegsamen Abgeschiedenheit dort elegant gekleidete Hochzeitsgäste mitsamt Brautpaar auf Lackschuhen und HighHeels über das Kopfsteinpflaster balancieren. Man lässt sich eben gern hier trauen, und die Armenier wussten schon immer, dass der Weg ins Paradies kein leichter sein darf. Das sieht man auch an den steilen Stufen der Treppe, die ohne Geländer (!) hinauf führt zum Mausoleum – in Deutschland ein Fall für die Bauaufsicht, in Armenien eine Attraktion für Kinder und Erwachsene. Eine der größten armenischen Sehenswürdigkeiten sind unzweifelhaft die Chatschkaren, meisterlich behauene Kreuzsteine, von denen die ältesten in den Anfängen des Christentums aus den heidnischen Steinstelen gemacht wurden und die jüngsten heute noch in filigraner Steinmetzkunst hergestellt werden. Man findet sie als Wegsteine, Mahnmale, Grabsteine, besonders auf dem Friedhof von Noratus, dem größten noch nicht zerstörten Chatschkarenfeld. Die Halbinsel Noratus am Sevansee war einst eine Insel, doch der See, viermal so groß wie der Bodensee und von seinen Anwohnern eigentlich als Meer bezeichnet, verlor in der Sowjetzeit durch rücksichtslose Wasserwirtschaft 20 m seines Wasserspiegels. Die blaue Perle Armeniens spiegelt den tiefblauen Himmel auf eine besondere Art und bietet mit den ockerfarbenen Gegham Bergen und den schneebedeckten Gipfeln des Aragats  im Hintergrund Anblicke, an denen man sich nicht satt sehen kann. Über den Sevan-Pass – oder direkt durch den neu erbauten Tunnel – gelangt man von dieser eher kargen landschaftlichen Schönheit in die armenischen Alpen, die den Blick mit saftigen grünen Wäldern überraschen. Hier an der Nordküste des Sees liegt ein kleines Urlaubsparadies. Die schmucke Kleinstadt Dilijan ist ein Luftkurort aus Sowjetzeiten und ein optimaler Ausgangspunkt für Wanderungen. Wir essen hier im CaraHunga, einem stylischen Restaurant mit internationalem jungem Publikum, denn in Dilijan steht eines der 17 UWC Colleges weltweit. Auch einige originelle Hotels findet man hier, das Dilijan Resort strahlt einen spröden sowjetischen Charme aus, das Best Western, etwas außerhalb gelegen, liefert den gewohnten westlichen Komfort und das Tufenkian Old Dilijan ist ein einfaches, liebevoll eingerichtetes Gästehaus aus alter Bausubstanz. Tufenkian, ein amerikanischer Diaspora-Armenier, hat in seinem Heimatland einiges aufgebaut, unter anderem mehrere Hotels.
Das Historic Yerevan z.B. ist eine moderne Herberge in altem Gemäuer mitten in der Hauptstadt. Man erreicht von dort zu Fuß das Zentrum um den Platz der Republik mit seinen abendlichen Wasserspielen, die Shoppingmeile, Museen, die persische Moschee. Oper und Kaskaden sind auch nicht weit, man kann die Strecke sogar mit der Metro zurücklegen. Durch den grünen Ringpark gelangt man zum Haus des Schachs. Schach wird in den armenischen Schulen als Pflichtfach angeboten, da es den Geist auf besondere Weise schult. Armenier lernen in der Schule nicht nur mindestens drei Sprachen, sondern auch gleich noch drei Schriften dazu, sie beherrschen das armenische, das russische und das lateinische Alphabet. Nicht weit vom Haus des Schachs sieht man das Studio von Radio Yerevan. Das gibt es also wirklich. Reiseleiterin Marine erzählt einen der berühmten Witze, die aus der Sowjetzeit stammen: Frage an Radio Eriwan: „Kann man in der Sowjetunion sein Leben in vollen Zügen genießen?" - "Im Prinzip ja, es kommt auf die Bahnstrecke an!“ Das Doubletree by Hilton liegt verkehrstechnisch ein bisschen günstiger. Von dort aus gelangt man – wenn nicht gerade Stau ist – schnell über den Fluss Hrazdan, vorbei an der Bierbrauerei und der Kognakfabrik ARARAT zum Flughafen Zvartnots. Übersetzt heißt Zvartnots „Haus der Engel“ – ein kreativer Name für einen Flughafen. Benannt ist der Airport aber nach der uralten Palastkirche in der Nähe, deren beeindruckende Ruinen genauso wie die Bauwerke von Etschmiadsin und das Höhlenkloster Geghard zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Geghard liegt am Ende der 300m tiefen Schlucht des Flusses Azat und wenn die Busse und Souvenirstände nicht wären, würde man es gar nicht sehen. Tiefe Höhlen sind in das vulkanische Gestein geschlagen und als wir hineingehen, öffnen sich die unscheinbaren Löcher im Berg zu riesigen Hallen, Mönchszellen, Kirchenräumen, Kathedralen mit Säulen und Bögen. Sprachlos stehen wir in einer Höhle, deren aus Stein behauene Pfeiler ein hohes Gewölbe stützen. Einige schwarz gekleidete junge Menschen stehen neben uns. Plötzlich beginnen sie in dieser grandiosen Akustik einen mehrstimmigen Gesang, der uns Gänsehaut verursacht. Später erfahren wir, dass sie für eine Hochzeit üben, die gleich hier stattfinden wird. Die Azatschlucht hat noch mehr Wunder zu bieten, eines davon ist touristisch noch völlig unberührt. Nach einer halbstündigen Wanderung ins Tal erreichen wir die Basaltschlucht. Soweit das Auge reicht, erstecken sich Basaltsäulen wie Orgelpfeifen die Felswand entlang. „Nicht zu nah rangehen, manchmal fällt eine runter!“, meint Yasha lapidar. Als wir endlich mal wieder fertig sind mit Fotografieren, führt er uns aus dem Tal wieder hinauf zum antiken Sonnentempel Garni, den man von weitem schon auf seinem Felsplateau sehen kann. Garni ist eine Stätte, die von den Touristen schon entdeckt wurde. Hier verkaufen sie armenischen Honig, Nüsse und Aprikosen für die gleichen Preise, die wir in Deutschland zahlen. An einem Straßenstand beim Sevansee hatten wir nur einen Bruchteil davon bezahlt.
Die Unterschiede im Land sind sehr groß. Yerevan ist eine Hauptsadt mit europäischem Lebensgefühl und teilweise sehr reichen Bewohnern. Die Bevölkerung auf dem Land ist größtenteils arm und die Wohnsituation sehr einfach. Gleichzeitig wirken die Menschen aber glücklich, auf einem Bauernhof erleben wir, wie in alten Erdöfen das traditionelle Lavashbrot gebacken wird. Die Fladen kann man getrocknet und zusammengerollt wochenlang aufbewahren, dann bröselt man das Brot in Suppen und Eintöpfe, z.B. den sehr nahrhaften Eintopf mit Kuhfüßen. In den Gärten auf dem Land wachsen Gemüse, Kräuter und Früchte aller Art, die Bäume hängen jetzt im Oktober voller Äpfel und Birnen. Die Nationalfrucht ist die Aprikose, die schon in der Antike als prunus armeniaca von hier nach Europa gebracht wurde. Wie so viele Pflanzen, die hier am Südende des Kaukasus ihren Ursprung haben, z.B. das Edelweiß oder die Damaszener-Rose, wie wir erfahren.
Es lohnt sich wirklich, alle Facetten des Landes kennenzulernen. DERTOUR bietet dazu die optimale Standort-Rundreise an, HÖHEPUNKTE ARMENIENS. Man übernachtet in einem schönen Hotel in Yerevan und hat dort auch die Möglichkeit, abends auszugehen. Tagsüber macht man Ausflüge zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Auch als Wanderreise oder in Kombination mit Georgien, Aserbaidjan oder Iran ist Armenien interessant. Doch ganz egal, auf welche Art man dieses wunderschöne Land bereist, man wird es sicher nie vergessen. 
Über mich
Christiane Lindenfelser
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