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Hausbootferien auf dem Canal Du Midi
Der Weg ist das Ziel
Nach ca. 1000 km Autofahrt erreichen wir gegen Nachmittag unseren Ausgangsort und Nicols Basishafen am südlichen Teil des Canal Du Midi: Le Somail. Ein verschlafenes Fleckchen dessen Erkundung wir für später vorgesehen haben, da wir laut Plan in 4 Tagen wieder hier anlegen werden, um in die entgegengesetzte Richtung schleusenfrei nach Beziers zu fahren.
Die Einweisung durch das freundliche, englischsprachige Personal (der deutsche Kollege hat frei) erfolgt zügig und endet mit einer 10-minütigen Probefahrt, um ein Fahrgefühl zu bekommen und das An- und Ablegen am Ufer zu testen. Natürlich haben wir uns vor der Reise anhand der Reiseunterlagen theoretisch mit den Gegebenheiten an Bord auseinandergesetzt und wissen, dass es im Gegensatz zum Auto keine Bremse gibt- aber wie wir schnell feststellen, reagiert ein 9 m langes Boot träge und langsam und scheint seinen eigenen Willen zu haben.
Zügig klären wir im Büro die Formalitäten, hinterlassen eine Kaution, übernehmen die vorab gemieteten Fahrräder und schlagen das Angebot von Nicols aus, die erste Nacht an der Basis zu verbringen - uns ruft das Abenteuer. Wir beziehen die Betten, verstauen unsere Einkäufe, richten uns für die kommende Woche häuslich ein und stellen fest, dass es auf der „Argens“ aus der 4
  • Serie Estivale Duo an nichts mangelt. Die Küchenausstattung ist hochwertig: Vom Dosenöffner bis zum 7-teiligen Kochtopf-und Pfannenset ist alles vorhanden.

So starten wir in Richtung Carcassonne, wo wir ca. in 3 Tagen und nach 16 Schleusen ankommen wollen. Mit durchschnittlich 6 km/h gleiten wir mit Sack und Pack auf dem Kanal entlang- immer schön in der Mitte, wie vom Einweiser empfohlen; es sei denn es kommt Gegenverkehr.
Schon auf der 1. Etappe offenbart sich uns die Schönheit der Landschaft. Rechts und links säumen uralte Bäume das Ufer, die durch ihr Blätterwerk den Kanal stellenweise überdachen und Schatten spenden. Steuert man das Boot von der ca. 2m höher befindlichen Flying Bridge hat man einen noch besseren Ausblick über das Kanalbett und entdeckt mittelalterliche Dörfer, endlose Weizenfelder und die umliegende Hügellandschaft. Wir machen in der Nähe eines Dorfes auf offener Strecke fest, bereiten unser Abendessen zu und lassen bei Kerzenschein den ersten Abend gemütlich ausklingen.
Der nächste Tag wartet mit neuen Herausforderungen auf: Das erste Mal schleusen ist angesagt. Maximal 3 Boote (je nach Größe) dürfen gemeinsam in eine Schleusenkammer einfahren. Wir sind kanal-aufwärts unterwegs, d.h. wir fahren in die Kammer ein, ein Mann klettert mit Seil die Schleusenwand hinauf und empfängt vom zweiten Mann das zweite Seil. Gleichzeitig muß man aufpassen, dass durch die Bootsbewegungen, die vom hereinströmenden Wasser herrühren, die Boote nicht touchieren. Wir stellen fest: Vier Arme sind zu wenig und sind dankbar, dass umliegende Bootsbesatzungen mit 6 oder 8 Personen, oder auch Schleusenwärter uns ihre Hilfe anbieten.
Unser angestaubtes Schulfranzösisch tut noch seine Dienste und so bekommt die Reise eine willkommene kommunikative Note. Viele Freizeitkapitäne sind Wiederholungstäter aus Belgien, Niederlande, Luxemburg und natürlich Frankreich, die uns beim Warten vor den Schleusen von ihren Erlebnissen erzählen und Tipps geben. Manche von ihnen treffen wir abends in einem Restaurant am Übernachtungsplatz wieder, oder morgens beim Baguette holen im örtlichen Bäckerladen.
So bleibt jeder Tag spannend und wir beschließen von Trèbes mit den Rädern nach Carcassonne zu fahren, um uns weitere Schleusen und vor allem Zeit zu sparen. Die mittelalterliche Altstadt La Cité“ von Carcassonne ist weltberühmt und einen Besuch wert. Vor allem das Chateau verzaubert mit seinen zahlreichen Spitztürmen und verwinkelter, begehbarer Befriedung.
Auf dem Rückweg von Trèbes nach Le Somail begrüßen uns manche Schleusenwärter wie alte Bekannte. Zu unserer Erleichterung stellen wir aber fest, dass Abwärtsschleusen zu zweit einfacher ist und außerdem sind wir ja mittlerweile Routiniers.
In Le Somail verbringen wir die Nacht in der Basis, tanken kostenlos Frischwasser, tauschen uns mit anderen Nicols-Urlaubern aus und genießen die Campingplatzatmosphäre.
Völlig entspannt starten wir in Richtung Beziers (das längste zusammenhängende schleusenfreie Kanalstück in Frankreich, ca. 52 km), passieren am nächsten Tag den 165 m langen Malpas-Tunnel als Höhepunkt und schauen uns Beziers und die Schleusentreppe von Fonserannes an. ( 7 Schleusenkammern).
Die letzte Nacht verbringen wir wieder an der Basis, um morgens pünktlich die Rückgabezeit einhalten zu können. Der deutsche Mitarbeiter nimmt das Boot ab. Fazit: Ein defekter Fender, zahlreiche Betriebsstunden und jede Menge Lust selbst zum Wiederholungstäter zu werden – gerne auch mit 4 oder 6 Personen Besatzung und sehr gerne auch wieder in Frankreich.
Wenn Sie neugierig geworden sind und wissen möchten, wann die Schleusenwärter Mittagspause haben, warum man Wäscheklammern von zu Hause mitbringen sollte, oder was zu tun ist, falls die Boote in der Schleuse Boxauto fahren, fragen Sie mich. Es lohnt sich.
Über mich
Jens Pilgram
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