Ich habe schon lange von einer Reise nach Island geträumt, und als sich die Gelegenheit bietet, im Mai 2025 eine Kreuzfahrt rund um die Insel zu unternehmen, weiß ich, dass dies ein unvergessliches Erlebnis werden wird. Es ist ein Abenteuer, das die beeindruckende Vielfalt der Natur in einer Woche komprimiert - von majestätischen Wasserfällen über schroffe Berge bis hin zu tiefen Fjorden und der faszinierenden Tierwelt. Auch das Schiff ist etwas Besonderes, ich bin nämlich unterwegs mit dem Expeditionskreuzfahrtschiff MS Fridtjof Nansen, dem neuesten Schiff von Hurtigruten Expeditions. Klein und wenig, ausgestattet mit modernem Hybridantrieb und bordeigenen Zodiacs ist dieses Schiff die Ideale Basis für Kreuzfahrten in abgelegene Regionen mit kleinen Häfen.
Meine Reise beginnt in Reykjavik, der Hauptstadt Islands, wo ich einen ersten Spaziergang durch die hübsche Innenstadt mache. An einem Samstag mit strahlendem Sonnenschein genießen zahlreiche Touristen und Einheimische das ungewöhnlich warme Wetter auf den Außenterrassen der vielen Lokale rund um den Platz Austurvöllur. Über die Rainbow-Street spaziere ich hoch zur Hallgrímskirkja, die mit ihrer außergewöhnlichen Architektur beeindruckt und die Innenstadt von Reykjavik prägt.
Zurück an Bord wird erst einmal das Schiff, die MS Fridtjof Nansen erkundet. Das Schiff bietet 265 Kabinen in verschiedenen Kategorien, die sich auf insgesamt 11 Decks verteilen. Die hochwertige Verpflegung an Bord ist ebenso wie die Getränke im Reisepreis inklusive. Die Kabinen und die öffentlichen Bereiche sind modern, hochwertig und gemütlich im skandinavischen Stil eingerichtet. Alle Kabinen sind Außenkabinen, die zum Teil auch über einen Balkon verfügen. Bei Hurtigruten Expedtions wird Ihre Reise von einem Expeditionsteam begleitet. Das Team, das zum Teil aus Wissenschaftlern besteht, prägt das Reiseerlebnis mit seinem Fachwissen und seiner Begeisterung für die jeweilige Region. Die Mitarbeiter begleiten Ausflüge bei Wanderungen, halten Vorträge zu interessanten Themen wie Ökologie, Geologie, Flora und Fauna und bieten z.B. auch die Möglichkeit gemeinsam mit den Zodiacs rauszufahren und Wasserproben zu nehmen. An Bord ist eine Sauna, ein kleiner Wellness- und Fitnessbereich sowie ein Bordshop vorhanden. Obwohl es an Bord weder eine Borddisco oder ein Theater gibt, wird es an Bord nie langweilig.
Gegen Abend verlässt das Schiff den Hafen von Reykjavik und nimmt Kurs auf Grundarfjörður an der Nordküste der Halbinsel Snæfellsnes. Die Fahrt durch die Fjorde ist ein Highlight, denn hier kann man die beeindruckenden Gletschertäler und die tiefen Gewässer bestaunen. Die Ruhe und Friedlichkeit dieser Landschaft lässt mich innehalten und die Natur in ihrer reinsten Form genießen. Grundarfjörður’s Hauptattraktion ist der Berg Kirkjufell, der mit einem kurzen Spaziergang vom Hafen aus erreichbar ist. Das Schiff stellt für die Strecke aber auch einen Bus-Shuttle. Die ungewöhnlich gleichmäßige Kegelform des Berges macht ihn, mit dem Wasserfall Kirkjufellvoss im Vordergrund, zu einem ikonischen, isländischen Fotomotiv, das sich schroff und erhaben gegen den Horizont erhebt. Dieser Anblick hat auch die Produzenten der TV-Serie „Game Of Thrones“ beeindruckt, so dass sie den Kirkjufell als Filmlocation unter dem Namen „Arrowhead Mountain“ in die Serie eingebaut haben.
Von Grundarfjörður aus geht es weiter in eine der abgelegensten Regionen der Insel, nach Ísafjörður in der Region der Westfjorde. Von hier aus unternehme ich einen Ausflug zum Wasserfall Dynjandi. Dieser Wasserfall ist der höchste in den Westfjorden und stürzt über mehrere Stufen rund 100 Meter über die Felskante einer Hochfläche. Ein imposanter Anblick!
Der nächste Hafen ist der beschauliche Ort Akureyri, im Norden Islands gelegen und mit etwa 20.000 Einwohnern Islands zweitgrößte Stadt. Der hübsche, am Ende des weit ins Land einschneidenden Fjordes Eyjafjörður gelegenene Ort, ist ein guter Ausgangspunkt um die Region um den Myvatn-See und den Goðafoss zu besuchen. Myvatnsee bedeutet Mückensee und bei meinem Besuch macht er diesem Namen alle Ehre. Es umschwirren mich riesige Mückenschwärme, die einen Aufenthalt trotz der wunderschönen Seen-Landschaft zu einer Herausforderung macht. Die gute Nachricht: es handelt sich nicht um Stechmücken. Und: es ist nicht immer so schlimm, dieses Phänomen tritt nur wenige Wochen im Jahr auf. Die weiteren landschaftlichen Highlights rund um den See, wie die Tuffsteinformation Dimmuborgir, die vulkanischen Ursprungs ist, und das Geothermalgebiet Hverir erlebe ich mückenfrei. Dimmuborgir beeindruckt mit seinen bizarren Felsformationen, die Phantasiebegabte an Feen oder Trolle erinnern. Und in Hverir dampft und raucht es aus dem kargen Boden.
Auf dem Rückweg besuche ich unseren dritten beeindruckenden Wasserfall, den Goðafoss, den „Wasserfall der Götter“. Er ist gar nicht einmal besonders hoch, aber die großen Wassermassen, die hufeisenförmig in eine Schlucht stürzen, lassen mich den Atem anhalten. Der dabei entstehende Sprühnebel erzeugt im Zusammenspiel mit der Sonne farbenprächtige Regenbögen. Der Wasserfall hat auch eine tiefere, religiöse Bedeutung, denn der Legende nach wurden hier, nach der Annahme des Christentums in Island angeblich heidnische Götterstatuen versenkt, ein Symbol für den religiösen Wandel des Landes.
Ein weiterer Höhepunkt der Kreuzfahrt war die Begegnung mit der isländischen Tierwelt. Vor der Küste von Húsavík hatte ich bei einer Whale-Watching-Tour am nächsten Tag das Glück, Buckelwale in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Diese majestätischen Kreaturen, die durch das Wasser gleiten und mir gelegentlich mit ihren beeindruckenden Schwanzflossen zuzuwinken scheinen, hinterlassenen bei mir einen tiefen Eindruck. Auch der nächste Tag hält ein besonderes Tier-Erlebnis bereit. Die Fridtjof Nansen liegt vor Bakkagerði an Islands Ostküste auf Reede und die bordeigenen Zodiacs bringen mich an Land, wo nur wenige Schritte entfernt die Papageitaucherkolonie Hafnarhólmi auf mich wartet. Auf den felsigen Klippen entdeckte ich diese kleinen, bunten Vögel mit ihren leuchtend orangefarbenen Schnäbeln. Sie sind ein Symbol der Insel und ein beliebtes Fotomotiv. Ihre lebhaften Bewegungen und ihr neugieriges Wesen bezaubert mich und gibt mir einen Einblick in die vielfältige Vogelwelt Islands. Die anschließende begleitete Wanderung mit dem Expeditionsteam führt mich durch grüne Wiesen, auf denen unzählige kleine, arktische Blumen wachsen, an den letzten Schneefeldern des Winters vorbei, hoch zu einem Aussichtspunkt mit tollem Blick über die Küste.
Die Landschaft rund um Island ist ein ständiger Wechsel von dramatischen Szenen. Von den üppig grünen Weideflächen über die kargen Lavagebiete bis hin zu den glitzernden Gletscherregionen – jede Ecke der Insel erzählt ihre eigene Geschichte und überrascht mit ihrer Einzigartigkeit.
Der letzte Hafen, den die Fridtjof Nansen anläuft, bevor es zurück nach Reykjavik geht, ist der Hafen der Insel Heimaey, der einzigen bewohnte der Westmänner-Inseln. Ich unternehme eine Inselrundfahrt, die mich zu einem Aussichtspunkt für Vogelbeobachtungen führt. Hier gibt es noch einmal die putzigen Papageitaucher zu sehen, aber auch viele weitere Seevögel, die hier in den Klippen brüten. Danach besuchte ich das hochinteressante Museum Eldheimar. Dieses Museum dokumentiert den großen Vulkanausbruch des Jahres 1973. Der Vulkan Eldfell brach in unmittelbarer Nähe der Stadt Heimaey, die genauso heißt wie die Insel, aus. Durch einen Sturm am Vortag lag die komplette Fischereiflotte der Insel im Hafen, so dass glücklicherweise sehr schnell evakuiert werden konnte und keine Todesopfer zu beklagen waren. Rund 100 Gebäude der Stadt wurden jedoch von der ausströmenden Lava zerstört und weitere Gebäude von der niedergehenden Asche verschüttet. Das Museum dokumentiert dieses Ereignis sehr beeindruckend, was nicht zuletzt daran liegt, dass das Museumsgebäude um ein zerstörtes, aus der Asche ausgegrabenes Haus herum gebaut wurde.
Nach einer Woche muss ich dann schweren Herzens in Reykjavik von Bord gehen. Da mein Rückflug erst am späten Abend geht, hatte ich nun aber noch Zeit für einen umfassenden Tagesausflug in die Umgebung von Reykjavik. Die Rundtour wird auch „Golden Circle“ genannt und zeigt alle Highlights, beginnend mit Thingvellir, wo schon um das Jahr 930 das „Thing“, eine Versammlung mit gesetzgeberischer und gerichtlicher Funktion, stattfand. Es gilt als eines der ältesten Parlamente der Welt. Der Ort hat aber auch geologische Bedeutung, denn hier driften zwei tektonische Platten auseinander, was die Landschaft mit ihren tiefen Spalten, vielen Flüssen und Seen, prägt.
Nächste Station ist ein geothermisch aktives Gebiet, wo sich mehrere Geysire bestaunen lassen. Die heiße Springquelle „Geysir“ nach der alle Geysire benannt sind, ist leider nicht mehr ganz so imposant, denn der „Gyesir“ springt nicht mehr besonders häufig. Doch nur wenige Schritte entfernt gibt es den Geysir „Strokkur“, der etwa alle 10 Minuten eine heiße Fontäne in die Luft jagt. Die kochende Wassersäule erreicht eine Höhe von 25-35 Metern.
Dann erwartet mich noch ein weiteres Highlight, der Wasserfall Gullfoss. Gegen diesen gigantischen Wasserfall, der über mehrere Kaskaden und dann in eine tiefe Schlucht stürzt, wirken die zuvor besuchten Wasserfälle eher klein. Die herabstürzenden Wassermassen dröhnen laut und die aufsteigende Gischt bedeckt alles mit seiner Feuchtigkeit.
Über den Ort Sellfoss, wo ich mich bei einem kurzen Stopp im Supermarkt mit isländischen Süßwaren eindecke (ich sag‘ nur: Schokolade mit Lakritz!!) geht es weiter nach Grindavik. Dieser Fischerort in der Nähe des Flughafens Keflavik ist in den letzten Jahren immer wieder in den Schlagzeilen gewesen, denn hier gab es zuletzt immer wieder vulkanische Aktivität, die mehrmals Lava-Spalten aufbrechen ließ. Der letzte Ausbruch ist erst wenige Monate her. Das Ganze fand so nah am Ort statt, dass dieser noch immer evakuiert ist, denn es wurden mehrere Straßen von der Lava überdeckt und auch einige Wohnhäuser wurden Ofer der Lava. Viele Gebäude wurden auch durch die mit den Ausbrüchen verbundenen Erdbeben beschädigt. Die berühmte Blaue Lagune liegt auch in der Nähe von Grindavik und musste in letzter Zeit ebenfalls mehrfach für Besucher gesperrt werden. Ich aber habe aber eine ruhige Phase erwischt und kann meinen Besuch wie geplant durchführen. Die Blaue Lagune ist ein in die erstarrte Lava gebautes Thermalbad, dass mit Wasser aus dem nahegelegenen Thermalkraftwerk betrieben wird. Das Wasser hat eine konstante Temperatur von ca. 39 Grad uns soll neben der entspannenden Wirkung auch positive Effekte auf die Haut haben.
Am Ende der Reise wusste ich, dass wir ein Stück der Magie Islands mit nach Hause nehmen würde. Die Erinnerungen an die Wasserfälle, Berge, Fjorde, die riesigen Wale und die liebenswerten Papageitaucher sowie die unvergleichliche Landschaft wird mich noch lange begleiten.